Von der Mittelherkunft
Kürzlich war ich gesegnet mit Einkünften, für die ich keinerlei Leistung erbringen musste. Ich habe geerbt. Ok, geerbt hatte ich schon vor langer Zeit. Ein Stück Ackerland. ABER: das Ackerland hatte sich, ohne mein Zutun, zwischenzeitlich in Bauerwartungsland gewandelt. Nun sollte hier eine Stadtentwicklungsmaßnahme stattfinden. Fazit: meinen Acker konnte ich für einen anständigen Preis verkaufen. Und da war er nun mein Reingewinn, den ich ausschließlich meinen klugen und vorausdenkenden Vorfahren verdanke. Ein Geschenk!
Ein Geschenk, dass sich meine Urgroßeltern Barbara und Michael vor dem 2. Weltkrieg angeschafft hatten. Sie hatten sich viele Jahre ein Guthaben vom Munde abgespart und dies dann in eine landwirtschaftliche Fläche investiert, die sie selbst bewirtschafteten. Sie hatten einen Sohn, meinen Opa Michael. Dieser wurde als Soldat im 2. Weltkrieg nach Russland geschickt. Als er 1945 zurück kehrte, fand er das Elternhaus zerbombt vor und war zwischenzeitlich Elektriker. Er baute das Haus wieder auf, zog mit seiner Frau Gertraud dort ein und fand eine gute Anstellung in einem örtlichen Unternehmen der Elektrotechnik. Die Familie verlagerte ihren Schwerpunkt von der Landwirtschaft weg. Obwohl, als meine Mutter dort geboren wurde, stand noch eine Kuh im Stall. Die Fläche wurde an andere Landwirtschaftsbetriebe verpachtet.
Meine Mutter, ein Kind der 60er, hatte das Glück von ihren Eltern gefördert zu werden. Sie machte Abitur und studierte, bekam eine gute Stelle, heiratete…
Warum erzähle ich das?
Ganz einfach.
Mein Geschenk, der Verkaufserlös dieses Grundstücks, wurde durch die drei Generationen Frauen vor mir ermöglicht.
Meine Urgroßmutter machte den Anfang. Als Michael Senior alt und komisch wurde, hätte er das Land gerne selbst versilbert, um sich einen schönen Lebensabend zu machen. Doch es war nicht notwendig dieses Eigentum zu verscherbeln, dachte Barbara, und so verhinderte sie den Verkauf und vererbte es meinem Opa.
Dieser wiederum wurde von seiner Frau womöglich gar nicht gefragt. Meine Oma war eine sehr starke Frau! Für sie war klar, aufgrund des gesicherten Einkommens der Familie, durch die Tätigkeit meines Opas als Elektriker, war ein Verkauf nicht nötig. Das Grundstück ging an meine Mutter.
Diese wiederum hatte durch ihre gute Bildung und ihren guten Beruf ein eigenes Einkommen, was es ihr ermöglichte, keinen Bedarf an liquiden Mitteln zu haben und das Land ebenso an ihre Tochter, mich, weiter zu vererben.
Ich bekam es mit etwa 20 Jahren. Ein Feld irgendwo, verpachtet. Da lag es dann und brachte lokalen Landwirten Nutzen, bis die Stadtentwicklungsmaßnahme kam.
Das ist auch der Punkt, an dem ich den Frauen in meiner Familie nicht nachfolgen kann in ihrem Verhalten. Für mich war die Zeit nun gekommen, mich von dem Land zu trennen und es für seine weitere Entwicklung zur Verfügung zu stellen.
Zur Mittelverwendung
Dann habe ich es also tatsächlich getan. Ich habe dieses Grundstück verkauft, das für 4 Generationen das Land meiner Familie war. Und auf einmal verfügte ich über liquide Mittel, mit denen ich nun etwas anstellen sollte. Ich hatte nichts dafür geleistet. Es war einfach ein Geschenk an mich, von den sparsamen Generationen davor.
Was sollte ich damit nun anstellen?
Sollte ich mir erstmal ein großes Auto kaufen, so eine richtig dicke Angeberkarre. Wäre schon gegangen. Aber wem hilft das? (Außer den Herstellern von dicken Angeberkarren 😉)
Oder sollte ich für meine Familie ein Einfamilienhaus bauen? Wir wohnen zur Miete…
Sollte ich die Erlöse wieder in Grund investieren, diesen für meine Kinder und Kindeskinder sichern und verwalten?
Das klang alles nicht sehr verlockend.
Mein Geschenk wollte ich gerne anderweitig einsetzen. Denn:
Geld ist Macht!
Das ist ja nichts Neues. Geld = Macht!
Das ist allerdings etwas, was Konsumenten gerne mal leugnen. Wie oft höre ich von Veränderungsunwilligen Zeitgenossen den Satz: „Na bloß weil ich jetzt keine Nestlé Produkte mehr kaufe… „ Oder „Na bloß weil ich jetzt nur noch am Wochenende Fleisch esse…“ Diese ganzen Ausreden negieren die Macht der Konsumenten, die jeder hat, die die Meisten allerdings immer noch nicht weltverbessernd einsetzen.
Ich hatte vorher noch nie so viel Macht besessen! Daher wollte ich sie klug einsetzen. Und die klügste Möglichkeit die mir momentan für mich einfällt, meine Macht zu nutzen, ist, sie denen zu geben, die sie wirklich weltverbessernd einsetzen.
Geteilte Macht ist doppelte Macht!
Wie schon gesagt, es gibt unendlich viele Probleme auf unserer Welt. Sie wurden von der UN schön in den Nachhaltigkeitszielen zusammengefasst. In 17 Themen, die bearbeitet werden wollen. Natürlich hängt alles mit allem zusammen. Jemand fängt an, Dörfern in der Subsahara-Zone sauberen Solarstrom zu bringen. Durch den Strom können die Menschen dann Kosten reduzieren (Strom günstiger als Diesel vorher) und dauerhaft Einkommen erzielen. Sie können sich Essen kaufen, die Kinder zur Schule schicken, Perspektiven werden geschaffen, Fluchtursachen bekämpft.
Die Wirkmöglichkeiten sieht man in diesem Beispiel schön:
Wenn es also schon Sozialunternehmen gibt, die weltverbessernd wirken, warum teile ich nicht einfach meine Macht mit ihnen, indem ich in sie investiere?
Logisch ist das eine win-win Situation. Das Sozialunternehmen braucht Geld um zu wirken, ich habe Geld. Wir wirken gemeinsam.
Es ist so schön und einfach, dass es schon fragwürdig ist warum es nicht jeder macht.
Übrigens, so viel wurde in den letzten Jahren in Deutschland vererbt und geschenkt:
Wenn ich hier mal nur Grundvermögen und Übriges Vermögen betrachte, wurden in den 5 Jahren von 2016 – 2020 rund 216 Milliarden Euro vererbt.
Mein Appell richtet sich klar an die Erbengeneration, die jetzt die Früchte der Arbeit und Sparsamkeit der vorherigen Generationen ernten darf.
Überlegt bei der Mittelverwendung doch bitte, inwiefern es Euch möglich ist, einen Teil der Macht weltverbessernd einzusetzen.
Wege dafür gibt es genug!
Eine Antwort
Das ist eine sehr überzeugende Darstellung deiner Motivation für dein Handeln. Ich wünsche dir und den Unternehmen viel Erfolg. Damit leistest du wirklich einen wertvollen Beitrag für unsere Welt.Gerne Beteilige ich mich mit kleinen Beträgen an den von dir dargestellten Start up Unternehmen.